Zero-Second Decision

Wie Athleten Entscheidungen in Sekundenbruchteilen treffen

Blitzschnelle Entscheidungen im Basketball

Schon mal gesehen, wie ein Basketballspieler den Ball erhält und innerhalb eines Wimpernschlags den perfekten Pass spielt? Kein Zögern, kein Nachdenken – einfach direkt die richtige Entscheidung.
Das Geheimnis: Spieler sind bereits gedanklich einen Schritt voraus. Auf dem kleinen Basketballfeld, wo Räume eng und der Druck hoch ist, zählt jede Millisekunde. Der Schlüssel dazu ist Scanning – das kontinuierliche Suchen nach Informationen, bevor der Ball überhaupt ankommt.

Scanning-Technik – der Blick vor dem Pass

Professionelle Spieler „scannen“ das Spielfeld, indem sie schon vor der Ballannahme den Kopf heben, Räume absuchen und Mitspieler oder Gegner lokalisieren. Studien zeigen: Je häufiger Spieler scannen, desto höher ihre Passquote und desto schneller ihre Reaktionen.
Basketball ist hier ein Extrem: Entscheidungen fallen oft in Zero Seconds, also direkt beim ersten Kontakt.

Übergang zum Fußball – mehr Zeit, gleiche Prinzipien

Im Fußball gibt es im Schnitt 47 Ballaktionen pro Spieler und Spiel, meist mit nur zwei Kontakten. Das klingt nach mehr Zeit als im Basketball – tatsächlich können Spieler vor der Ballannahme mehrfach scannen. Doch der Druck ist enorm: Gegner nähern sich, Passwege schließen sich, Räume verändern sich in Sekunden.
Wissenschaftliche Feldstudien zeigen, dass die Richtung des letzten Scans sogar beeinflusst, mit welchem Fuß der Spieler den Ball annimmt und wohin er die nächste Aktion lenkt. Wer rechtzeitig scannt, hat einen entscheidenden Vorsprung.

Zero-Second Decision im Fußball

Die besten Fußballer der Welt nutzen dieselbe Heuristik wie Basketballer: „Take the first“ – oft ist die erste wahrgenommene Option die richtige. Durch wiederholtes Scanning entstehen Automatismen, die es Spielern ermöglichen, Entscheidungen ohne Verzögerung zu treffen.
Ein gutes Beispiel liefert Xavi: Er beschrieb, dass er sich auf dem Feld „nackt“ fühlte, wenn er nicht vorher geschaut hatte, was um ihn herum passiert. Genau diese Vororientierung erlaubt Zero-Second Decisions.

Trainierbarkeit von Scanning

Das Gute: Diese Fähigkeit ist trainierbar. Interventionen mit innovativen Spielformen wie RESWITCH-Übungen oder Switch-Leibchen haben gezeigt, dass Spieler schneller reagieren, ihre Reaktionszeit verkürzen und 20 % mehr Scans durchführen.
Auch die kognitive Forschung bestätigt: Exekutive Funktionen wie Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität sind trainierbar – und stehen in engem Zusammenhang mit der Leistung im Spiel.

Fazit

Ob Basketball oder Fußball – Zero-Second Decision & Scanning sind der Schlüssel zu schneller, präziser Handlung.
👉 Wer früh scannt, handelt schneller.
👉 Wer häufiger scannt, entscheidet besser.
👉 Wer scanning trainiert, gewinnt den entscheidenden Vorsprung.

 

Quellen:

  • Raab & Musculus: Entscheidungsheuristiken im Sport
  • Lanwehr & Mayer: People Analytics im Profifußball
  • Pokolm et al. (2023): Head movement direction in football
  • Engel, G. (2024): Masterarbeit zu RESWITCH und Scanning