Gastbeitrag: Trainieren mit FUNino
Spielsituationen aus kleinen Fußballspielen in das Training einbinden –
Gastbeitrag von Thomas Staack
FUNino ist das Fußballspiel der Zukunft. Die von Horst Wein entwickelte Spielform ist nicht neu und doch aktuell wie nie. Viele Fußballverbände in Europa haben die Vorteile des FUNino entdeckt und überlegen, den Spielbetrieb am Wochenende auf kleine Fußballspiele umzustellen.
Manche Länder wie etwa Belgien haben es bereits umgesetzt. Dort wird in unteren Altersklassen in einem Modus vom 2vs2 bis 5vs5 gespielt. Der Trend ist klar erkennbar, kein Trainer sollte die Augen davor verschließen, zumal die positiven Effekte auf der Hand liegen. Kleine Fußballspiele in kleinen Teams sorgen für viele Ballkontakte, 1vs1-Situationen und Erfolgserlebnisse. Die Intensität im Spiel ist hoch. Alle Kinder erhalten gleiche Einsatzzeiten. Die vier Tore fördern Passspiel, Spielverlagerung und raumübergreifendes Dribbling, die Torzonen ein Kombinationsspiel bis vor die Tore. Beim FUNino ergeben sich immer neue Spielsituationen, die von den Kindern im Rahmen der wenigen Provokationsregeln eigenständig gelöst werden können. Das schult Handlungsschnelligkeit, kognitive Denkprozesse und vor allem Kreativität. Kreativen Dribblern, die wir händeringend suchen, kommen kleine Fußballspiele entgegen. Sie dürfen ihre technischen Fähigkeiten frei und ohne Druck ausleben. Doch letztlich profitieren alle Kinder von kleinen Fußballspielen, denn am Ende eines FUNino-Spieltags haben sie alle Treffer erzielt, Treffer vorbereitet und eine Vielzahl von Spielerfahrungen gesammelt.
Das Fußballspiel ist der Motor des Trainings. Unsere Aufgabe als Trainer ist es, Spielsituationen aus dem Fußball zu isolieren und daraus Übungen und Spiele zu erstellen, die unsere Spieler technisch, taktisch und koordinativ weiterbringen, sie zu Kreativität und Handlungsschnelligkeit motivieren. Die besondere Herausforderung beim FUNino sind die vier Minitore. Sie schaffen für den Angreifer immer zwei Wahlmöglichkeiten und erschweren die Balleroberung durch den Verteidiger. Im Folgenden zeige ich Euch anhand von drei Beispielen, wie Ihr Spielsituationen des FUNino in Euer Training einbinden könnt. Weitere Übungen und Spiele zu FUNino-typischen Situationen findet Ihr in den kostenfreien Trainingseinheiten bei DFB Training Online.
Trainingsformen
Übung 1 FUNino-Laufduell
Aufbau
- Im Abstand von ca. 10 Metern zwei Starthütchen platzieren.
- In der Mitte mit vier Hütchen eine Reihe aufbauen (Hütchenmauer).
- An den Seiten zwei Minitore aufstellen.
- Die Kinder bilden mit Bällen Reihen an den Starthütchen.
Ablauf
- Die Kinder auf einer Seite laufen nacheinander mit Ball in den Händen bis zur Hütchenmauer. Anschließend sprinten sie wahlweise zu einem Minitor und werfen oder rollen den Ball hinein.
- Das erste Kind auf der anderen Seite läuft gleichzeitig bis zur Hütchenmauer und versucht anschließend, den Läufer mit dem Ball zu berühren.
- Danach Aufgabenwechsel.
Variationen
- Wettbewerb: Wer erzielt die meisten Treffer? Wer fängt die meisten Läufer?
- Den Ball in die Tore passen.
Tipps :
- Der Ball in der Hand erschwert das Laufen und fördert das Ballgefühl.
- Der Läufer darf sich zwischen den beiden Toren entscheiden und den Fänger täuschen.
- Die Abstände dem Leistungsstand der Kinder anpassen.
Übung 2 : FUNino-2 vs 1
Aufbau
- Nebeneinander zwei Minitore und an den Seiten jeweils zwei weitere Minitore aufstellen.
- In ca. 12 Meter Entfernung ein Starthütchen platzieren.
- Reihen mit Bällen zwischen den beiden Minitoren (Verteidiger) und ohne Bälle an den Starthütchen (Angreifer) bilden.
Ablauf
- Der Verteidiger passt zu den Angreifern und startet ins Feld.
- Zwei Angreifer spielen 2vs1 gegen den Verteidiger und versuchen, in einem der beiden Minitore gegenüber einen Treffer zu erzielen.
- Bei Balleroberung darf der Verteidiger auf die Minitore an den Seiten kontern.
Variationen
- Wettbewerb: Welches Angreiferteam erzielt die meisten Treffer? Welcher Verteidiger erzielt die meisten Kontertreffer?
- 2vs2.
Tipps
- Die Kinder frei üben lassen. Auf ein Coachen weitgehend verzichten.
- Die zwei Tore fördern die Kreativität der Kinder. Sie dürfen frei entscheiden, ob sie den Verteidiger mit einem Pass oder im 1vs1 überwinden.
- Die Kontertore motivieren den Verteidiger.
Übung 3: FUNino-Spiel
Aufbau
- Ein ca. 28 x 22 Meter großes Feld mit 4 Minitoren und ca. 6 Meter entfernten Torzonen markieren.
- Zwei Teams mit je 4 Spielern einteilen.
Ablauf
- Spiel 3vs3 mit je 1 Rotationsspieler.
- Gewechselt wird bei jedem Tor, spätestens nach 2 Minuten.
- Führt ein Team mit 3 Toren, darf das Team in Rückstand in 4vs3-Überzahl spielen, bis der Abstand nur noch 1 Tor beträgt.
Variationen
- 3vs3 mit Torhütern auf Jugendtore.
- 4vs4.
Tipps
- FUNino verbessert Handlungsschnelligkeit und Kreativität. Ist ein Minitor optimal verteidigt, müssen die Spieler rasch umdenken und auf das andere Tor angreifen.
- Ersatzbälle am Spielfeldrand bereitlegen.
- Ohne Einwurf spielen. Stattdessen den Ball eindribbeln oder einpassen.
Über den Autor
Thomas Staack, geboren 1972 in Lübeck, hat in Freiburg Rechtswissenschaft studiert. Seit vielen Jahren schreibt der DFB-B-Lizenzinhaber Artikel und Trainingseinheiten für das Fachmagazin fussballtraining junior und die beliebten Webportale DFB Training Online
und DFB Training Live. Zuletzt ist die DFB Fußballtraining Kartothek „Koordination im Kinderfußball“ von ihm erschienen. Er hat langjährige Erfahrungen mit Kinderfußballmannschaften in verschiedenen Altersklassen gesammelt, u. a. beim VfB Lübeck, Viktoria 08 Lübeck, TuRU 1880 Düsseldorf und dem ISD Sportverein Düsseldorf. Aktuell ist er Trainer und Koordinator beim SC Borussia Lindenthal-Hohenlind in Köln. Nebenbei erfindet er fantasievolle Geschichten im Bereich Unterhaltungsliteratur und hat bereits vier Bücher veröffentlicht.
Mehr von Thomas findet ihr unter:
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