Der Trainer als Influencer II
384 Stunden im Jahr!!
So viel Zeit verbringen Spieler und Trainer in einem Jahr zusammen auf und neben dem Platz. Das bedeutet in diesem Fall, drei mal Training in der Woche + ein Spiel am Wochenende. Andere Aktivitäten oder die Kommunikation in den WhatsApp Gruppen sind dabei noch gar nicht eingerechnet.
384 Stunden in denen der Trainer seine Spieler beeinflusst und das deutlich wirkungsvoller als die Influencer im Internet. Wir Trainer sind für die Spieler absolute Respektpersonen. Ich erinnere mich noch an eine Mutter die mich fragte, ob ich den Jungs erklären könne wie wichtig die Schule sei, denn auf mich würden sie eher hören, als auf die Eltern selbst.
Ist uns Trainern diese Verantwortung immer bewusst? Ist uns auch bewusst, wie sehr unsere Philosophie über Fußball die Kinder und Jugendlichen beeinflusst? Jeder Trainer wird auf seine Art und Weise „richtig“ trainieren, halt so wie er es für richtig hält, denn niemand wird vorsätzlich schlecht ausbilden. Wir lernen von unseren Trainern, aus den Lizenzen, aus Diskussionen und Gesprächen mit anderen Trainern und entwickeln so unseren eigenen Stil. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Philosophie die wir entwickelt oder uns angeeignet haben auch gut ist. Aber hinterfragen wir uns regelmäßig?
Wenn wir über Ausbildung von jungen Fußballspielern sprechen, dann ist es für mich im ersten Moment die Ausbildung der Ballbehandlung, also Themen die mit dem Ball trainiert werden, wie das offensive 1:1, Dribbeltechniken, Ballkontrolle, Entscheidungsfindung. Warum ist das für mich der erste Gedanke? Weil ich der Meinung bin, dass wir noch deutlich verstärkter Spieler ausbilden müssen die mit dem Ball umgehen können.
Das haben jedoch viele auch schon anders erlebt. Sicher kennt ihr Trainer die im Training der U13 das Gegenpressing, Anlaufen und Verschieben mehr fokussieren als den Spielaufbau oder das spielerische Lösen aus Drucksituationen.Muss das falsch sein die erst genannten Dinge in diesem Alter zu trainieren? Nein, natürlich nicht, die Frage ist nur in welchem Umfang und mit welcher Priorität.
Wir wollen Spieler die wieder den Unterschied machen können und Entscheidungen auf dem Platz treffen? Dann müssen wir unser Training auch so gestalten. Möglichweise müssen wir es auch hinterfragen und dementsprechend anpassen.Lustigerweise sind die Trainer mit defensiven Ausrichtungen auch häufig die größten Mahner, die feststellen, dass es die besonderen Spieler nicht mehr gibt. Aber anstatt darauf zu warten, dass ein Ausnahmetalent zu uns kommt, sollten wir doch viel lieber selbst die Spieler entwickeln und den Spielern die Werkzeuge an die Hand geben mit denen sie besonders werden.
Nun wer beeinflusst die Ausbildung der Spieler? Das sind die TRAINER, mehr als jeder Mbappe, Messi oder Ronaldo in den Videos und mehr als jeder Influencer im Internet. Wenn wir uns solche Ausnahmespieler für unser Team wünschen, müssen wir anfangen auch so auszubilden um sie zu bekommen.
384 Stunden hast du in einer Saison mit deiner Mannschaft. Nutze die Zeit und sähe, damit deine Spieler später ernten können!
Bleibt dran,
Euer Tammo
Im nächsten Teil geht’s darum, wie wir mit kreativen Spielern umgehen und ob wir so überhaupt einen Star entwickeln können.
Autor: Tammo Neubauer